Langeweile, Stress und Frust können ein Meerschweinchen krank machen. Deshalb ist es wichtig, dass Sie als Halter dafür sorgen, dass das Meerschweinchen regelmäßig Spaß hat, indem es artgerecht beschäftigt wird.
Wie die Beschäftigung aussehen kann, hängt unter anderem davon ab, ob das Meerschweinchen innen oder außen gehalten wird und welche Gehegeeinrichtung dem Tier zur Verfügung steht.
Warum müssen Meerschweinchen beschäftigt werden?
Meerschweinchen, die in freier Wildbahn leben, haben täglich sehr viel Auslauf, weil sie sich beispielsweise auf Futtersuche begeben. Dies verhindert Langeweile und beugt zudem verschiedenen Erkrankungen vor. Leben Meerschweinchen jedoch als Haustiere, kann der starke Bewegungsdrang aufgrund des wenigen Platzes, der zur Verfügung steht, nur selten ausgelebt werden.
Hinzu kommt, dass Meerschweinchen sich in Haustierhaltung nicht selbst um die Futtersuche bemühen müssen. Sie bekommen den Futternapf zuverlässig vorgesetzt und müssen ihren Kopf folglich deutlich seltener einsetzen.
All dies kann zu Langeweile und sogar zu Stress aufgrund von Langeweile führen. Beides kann auf Dauer sowohl körperlich als auch psychisch krank machen. Deshalb ist es wichtig, dass Sie Ihren Meerschweinchen die Gelegenheit geben, regelmäßig Spaß zu empfinden.
Meerschweinchen brauchen Artgenossen
Den größten Spaß hat ein Meerschweinchen übrigens dann, wenn es nicht allein, sondern in einer Gruppe lebt. Meerschweinchen lieben die Gesellschaft ihrer Artgenossen und brauchen diese dringend, um glücklich und zufrieden zu leben.
Ein Mensch oder ein Kaninchen kann diesen Artgenossen nicht ersetzen! Halten Sie Meerschweinchen daher immer mindestens als Paar, besser sogar in kleinen Gruppen von drei bis fünf Tieren. Hierbei ist zu beachten, dass die Tiere optimal zueinanderpassen, da es ansonsten zu vermehrten Streitigkeiten kommen kann.
Mit einem Artgenossen spielt es sich zudem viel leichter, sodass alle Aktivitäten automatisch mehr Spaß bereiten.
Das Gehege sollte ausreichend Platz bieten
Natürlich macht es nur dann Sinn, im Gehege für Spaß und Spannung zu sorgen, wenn dieses selbst groß genug ist und den Tieren ausreichend Platz bietet. Die Mindestgröße für einen Meerschweinchenkäfig sollte einen halben Quadratmeter pro Tier betragen.
Diese Grundfläche reicht jedoch bei weitem nicht aus. Die Meerschweinchen benötigen täglich zusätzlich viel Auslauf. In der Wohnung können Sie mit einem zusätzlichen Auslauf arbeiten oder sich für den freien Wohnungsauslauf entscheiden. Letzterer kann für die Tiere gefährlich werden.
Wichtig!
Sie sollten die Bereiche der Wohnung, in denen sich die Meerschweinchen aufhalten, absolut sicher gestalten.
Beim Außengehege können Sie, zumindest wenn Sie einen großen Garten haben, oft mehr Spielraum einplanen. Eine große Voliere, die neben einem Freilauf auch einen Unterschlupf in Form eines Daches sowie ein Häuschen bietet, eignet sich hervorragend.
Doch selbst bei einer geringeren Grundfläche können Sie durch die Verwendung von Zwischenetagen für mehr Freiraum sorgen. Beachten Sie jedoch, dass jede Zwischenetage umfangreich gesichert werden muss, damit die Meerschweinchen nicht herunterfallen können.
Beschäftigungsmöglichkeiten bei Innen- und Außenhaltung
Die Außenhaltung ist für die Meerschweinchen, auch wenn nicht unbedingt mehr Platz zur Verfügung steht, automatisch mit mehr Spaß und Spannung verbunden. Schließlich halten sich die Tiere hierdurch naturnah auf und bekommen viele interessante Dinge mit, die um das Gehege herum geschehen.
Sie riechen, fühlen und schmecken automatisch ganz andere Dinge als ein Meerschweinchen in Innenhaltung. Dies bedeutet jedoch nicht, dass ein Meerschweinchen, welches in einem Außengehege lebt, nicht bespaßt werden muss.
Unser Tipp!
Machen Sie das Gehege zu einem Abenteuerspielplatz!
Äste, Steine, Raschelspielzeuge, Plateaus, Treppen und Häuschen sowie andere Versteckmöglichkeiten sorgen dafür, dass Ihr Meerschweinchen das Gehege erkunden möchte. Damit dies nicht langweilig wird, sollten Sie regelmäßig die Spielzeuge wechseln.
Grundsätzlich müssen Sie kein teures Spielzeug für die Meerschweinchen kaufen, denn schon mit Kleinigkeiten wie frischen Zweigen, die sie anknabbern und an denen sie schnüffeln können, bereiten Sie Ihren Meeris eine große Freude.
Wichtig!
Es ist darauf zu achten, dass alle Spielzeuge – vor allem wenn diese aus der Natur stammen – für die Tiere vollkommen unbedenklich sind. Verwenden Sie daher nur Äste von für die Meerschweinchen ungiftigen Bäumen.
Welche Spielzeuge eignen sich besonders gut?
- Äste und Zweige unbedenklicher Pflanzen
- Steine
- Gräser und Kräuter
- Blätter unbedenklicher Bäume
- Unterschlupfmöglichkeiten wie Häuser, Tunnel oder Pappkartons (aus unbehandelter Pappe)
- Brücken und Plateaus als Unterschlupf und Aussichtsplattform
- Treppen
- Verschiedene Untergrundarten im Gehege
Futterspielzeuge für Meerschweinchen
Wie erwähnt, ist nicht nur auf ausreichend Auslauf zu achten, sondern auch darauf, dass die Tiere ihren Kopf anstrengen müssen. Dies ist wichtig, damit sie geistig fit bleiben und sich nicht langweilen. Wie der Mensch wollen auch Meerschweinchen geistig gefordert werden.
Eine optimale Lösung bieten daher Futterspielzeuge. Diese sorgen für Spaß und Spannung, geben dem Meerschweinchen das Gefühl, selbst auf Nahrungssuche gehen zu können und tragen zu einem Erfolgserlebnis bei.
Futterspielzeuge stärken zudem die motorischen Fähigkeiten der Meerschweinchen und deren Sinne. Und Futter, welches das Tier selbst gefunden hat, wird ihm auch viel besser schmecken.
Futterspielzeuge können Sie entweder kaufen oder diese mit wenigen Utensilien, die in jedem Haushalt vorhanden sind, selber herstellen. Nachfolgend stellen wir Ihnen einige praktische Varianten vor:
Zweige mit Gemüse und Obst
Verwenden Sie einen größeren Zweig, der für die Meerschweinchen unbedenklich ist und legen sie diesen in das Gehege oder binden Sie ihn an, sodass er von der Decke hängt. Befestigen Sie Gemüse und Obststückchen am Zweig, beispielsweise indem Sie diese aufspießen.
Aufgespießte Leckerlis sind für die Meerschweinchen einfach zu erreichen. Möchten Sie die Spannung steigern, können Sie das Futter auch anbinden, sodass es etwas wackelt, wenn das Tier herangelangt. Es muss sich dann mehr anstrengen. Zu schwierig sollten Sie es Ihrem Tier jedoch auch nicht machen.
Alternativ können Sie das Gemüse und Obst an einer Schnur im Gehege aufhängen, wenn Ihnen kein frischer Zweig zur Verfügung steht.
Futterröhre aus Küchenpapierrollen
Auch die Pappe einer leeren Küchenpapierrolle (alternativ Toilettenpapierrolle) kann sich als Futterspielzeug eignen. Füllen Sie etwas Futter wie beispielsweise Kräuter oder Gemüsesticks in die Rolle. Klappen Sie nun die Enden der Rollen ein, sodass diese die Rolle verschließen.
Damit das Meerschweinchen das Futter riecht und bereit ist, es zu erbeuten, machen Sie danach Löcher in die Rolle.
Raschel-Futterbox
Ein leerer Pappkarton (der unbehandelt sein sollte!) eignet sich gleich auf mehrfache Weise als Spielzeug.
Füllen Sie diesen Karton beispielsweise mit Blättern von verträglichen Bäumen oder mit zerknülltem Papier. Dies wird ein angenehmes Rascheln erzeugen, wenn das Meerschweinchen in den Karton hineinkrabbelt, um diesen zu erkunden.
Geben Sie nun auch noch einige Leckerlis in den Karton, erhalten Sie gleichzeitig ein tolles Futterspielzeuges, welches verschiedene Sinne und den Urinstinkt des Meerschweinchens anspricht.
Heu-Rascheltüte
Ein ähnliches Erlebnis bescheren Sie Ihrem Meerschweinchen, indem Sie etwas Heu in eine Papiertüte geben und diese in das Gehege legen. Auch hier gibt es viel zu erkunden und am Ende kann das Meeri das leckere Heu genießen.
Sie können das Futter auch einfach im Gehege oder im Auslauf verteilen, sodass die Meerschweinchen nicht einfach zum Napf gehen und sich bedienen.
Spaß und Spannung – unbedingt auf Sicherheit achten
Das Ziel sollte sein, dem Meerschweinchen Spaß zu bereiten und nicht, ihm Krankheiten und Verletzungen zu bescheren. Deshalb ist es bei der Auswahl der passenden Spielzeuge und Beschäftigungsmöglichkeiten wichtig, sowohl auf eine potenzielle Krankheits- als auch auf eine bestehende Verletzungsgefahr zu achten.
Folgende Dinge sind wichtig:
- Spitze und scharfe Gegenstände haben im Meerschweinchengehege nichts zu suchen
- Verwenden Sie Plateaus oder Zwischenetagen, sollten diese unbedingt absturzsicher sein
- Äste, Zweige und Blätter dürfen nur von für das Meerschweinchen ungefährlichen Pflanzen stammen. Die Pflanzen sollten zudem unbehandelt sein
- Futterspielzeuge sollten in Maßen eingesetzt werden, damit sich das Meerschweinchen nicht überfrisst
- Alle im Handel gekauften Spielzeuge sollten zudem auf Sicherheitsmängel überprüft werden, bevor Sie diese in das Gehege stellen
Das bringt den Meerschweinchen KEINEN Spaß
Es gibt zudem Aktivitäten, die dem Meerschweinchen garantiert keinen Spaß bringen, sondern es im Gegenteil sogar stressen und stark gefährden können. Dies gilt unter anderem für die folgenden Dinge:
Spazierengehen an der Leine
Natürlich benötigt ein Meerschweinchen ausreichend Auslauf. Dieser sollte jedoch niemals an einer Leine erfolgen. Bedenken Sie, dass Meerschweinchen Fluchttiere sind. Das Führen an der Leine kann zu einem tödlichen Schock führen. Bieten Sie stattdessen ausreichend Auslauf in der Wohnung oder in einem Freigehege an.
Geschicklichkeitsspiele
Was für Hamster und Mäuse Spaß bedeutet, kann für Meerschweinchen gefährlich werden. Geschicklichkeitsspiele wie Wippen bergen ein hohes Verletzungsrisiko, denn Meerschweinchen sind vergleichsweise ungeschickt. Daher sollten Sie solche Spielzeuge vermeiden.
Food-Ball
Im Handel werden sogenannte Futterbälle, die Food-Balls, angeboten. Diese dienen dazu, Futter wie Heu oder Salat hineinzufüllen. Allerdings sind diese Produkte für Meerschweinchen nicht geeignet, was vor allem an den Gitterstäben liegt. Hier besteht die Gefahr einer Strangulierung.
Was passiert, wenn mein Meerschweinchen nicht spielen möchte?
Durch Futter- und andere Spielzeuge wird der natürliche Trieb des Meerschweinchens gefördert. Ihr Meerschweinchen tut daher nur Dinge, die es ohnehin für ein glückliches Leben benötigt. Es verwendet vielleicht nicht alle, aber einige Spielzeuge. Sie fördern jedoch nur den natürlichen Trieb und bringen das Tier nicht dazu, Fußball zu spielen.
Wichtig!
Umso eher sollten Sie aufhorchen, wenn Sie feststellen, dass Ihr Meerschweinchen seine natürlichen Triebe nicht oder nicht mehr ausleben möchte. In diesem Fall kann eine Erkrankung vorliegen, sodass der schnellstmögliche Besuch bei einem Tierarzt unumgänglich ist.