Meerschweinchen sind soziale Tiere, die gern in kleinen Gruppen zusammenleben. Dieser Umstand sorgt dafür, dass die Nager, die eigentlich Fluchttiere sind, sich gut zähmen lassen und ein Stück weit zutraulich werden. Um Meerschweinchen zu zähmen, müssen Sie jedoch Geduld beweisen, denn dies gelingt nicht von heute auf morgen.
Grundvoraussetzungen, um das Meerschweinchen zu zähmen

Vertrauen erarbeiten
Eine der wichtigsten Voraussetzungen, damit ein Meerschweinchen zahm wird, ist, es nicht unter Druck zu setzen. Viele unerfahrene Halter gehen davon aus, dass Sie die Tiere zähmen können, wenn Sie sie nur oft genug auf den Arm nehmen und sie streicheln.
Dies jedoch ist vollkommen falsch. Eine gesunde Vertrauensbasis, die dabei behilflich ist, dass Meerschwein zu zähmen, erreichen Sie nur dadurch, dem Tier seinen Freiraum zu gewähren.
Sie müssen also erreichen, dass das Meerschweinchen freiwillig von Ihnen gestreichelt werden möchte, und zwar dann, wenn es für das Tier angenehm ist. Befreien Sie sich also als erstes von dem Gedanken, dass Meerschweinchen müsse zu Ihnen kommen und sich streicheln oder sogar kuscheln lassen. Es handelt sich um ein Lebewesen mit eigenem Charakter.

Respektieren der Grenzen des Meerschweinchens
Wenn Sie sensibel mit den Bedürfnissen Ihrer Meerschweinchen umgehen, werden Sie relativ schnell feststellen, wo deren Grenzen liegen. Das eine Meerschweinchen findet möglicherweise so viel Vertrauen, dass es sich problemlos hochnehmen und streicheln lässt. Andere Tiere wiederum bleiben ihr Leben lang skeptisch und empfinden es schon als extremen Vertrauensbeweis, aus der Hand zu fressen oder einen Menschen zu beschnüffeln.
Hilfreich!
Man sollte in den ersten Wochen und Monaten viel beobachten und herausfinden, inwiefern das Tier bereit ist, seine Scheu abzulegen.
Meerschweinchen zähmen
So kann es gelingen – Schritt für Schritt!
Einer der ersten Schritte auf dem langen Weg des Zähmens der Meerschweinchen ist es, mit den Tieren zu reden, und zwar mit sanfter, leiser Stimme. Auf diese Weise gewöhnen sie sich zunächst an den Klang Ihrer Stimme und fassen erstes Vertrauen.
Im zweiten Schritt geht es darum, dem Tier klarzumachen, dass auch Sie in diesem Haushalt leben. Nähern Sie sich gelegentlich dem Gehege, ohne hierbei hektische Bewegungen auszuführen, denn diese könnten den Meerschweinchen Angst bereiten.
Erst im dritten Schritt sollten Sie die Meerschweinchen zusätzlich an Ihren Geruch gewöhnen. Dies erreichen Sie, indem Sie die Tiere neugierig machen. Die beste Methode ist es, sich ein Leckerli auf die Hand zu legen und diese in das Gehege zu halten.

Sie werden bemerken, dass die Meerschweinchen interessiert um Sie herumschleichen und an Ihnen schnuppern. Haben sie ausreichend Vertrauen gefasst, werden Sie auch das Futter aus Ihrer Hand nehmen. Dies kann jedoch mehrere Anläufe voraussetzen, je nachdem, wie ängstlich und vorsichtig das jeweilige Tier ist.
Das Tier entscheidet, wann die Streicheleinheit beendet ist
Wann auch immer Sie das Tier füttern oder sogar die Gelegenheit bekommen, es zu streicheln: Sobald das Meerschweinchen signalisiert, dass es nicht mehr gestreichelt oder gefüttert werden möchte, ziehen Sie sich langsam, aber sofort zurück. Zwingen Sie das Tier zu nichts, denn dies würde die ganze gute Arbeit zunichtemachen.
Ein Meerschweinchen, das einmal merkt, dass es sich nicht jederzeit wieder von Ihnen entfernen kann, wird beim nächsten Annäherungsversuch deutlich skeptischer sein. Es gibt sogar Tiere, denen dieses Vorgehen derart in schlechter Erinnerung bleibt, dass sie sich nie wieder zu nahe kommen lassen.
Das sollte möglichst nicht passieren, denn bedenken Sie, dass Vertrauen vor allem in den Situationen wichtig ist, in denen das Tier Ihre Hilfe braucht. Ist es beispielsweise krank, sodass ein Gang zum Tierarzt notwendig wird, ist es sehr hilfreich, wenn das Tier sich Ihnen ohne Angst nähert.
Die Tiere lernen voneinander

Wenn Sie mehrere Meerschweinchen besitzen, kann sich dies sehr positiv auf das Verhalten der anderen Tiere auswirken. Die jungen lernen von den älteren Meerschweinchen. Wenn Sie die älteren Tiere bereits handzahm gemacht haben und diese sich Ihnen problemlos und ohne Angst nähern, werden sich die Jungtiere dies schnell abschauen und sich deutlich einfacher zähmen lassen.
Haben die älteren Tiere jedoch Angst, weil Sie Ihre Bedürfnisse nicht akzeptiert haben, kann es sein, dass dies auch die neuen Meerschweinchen merken und skeptisch bleiben.
Wichtigkeit der Zähmung für den Wohnungsauslauf
Meerschweinchen benötigen täglich Auslauf außerhalb ihres Geheges, es sei denn, dieses ist sehr groß und bietet ihnen bereits ausreichend Freiraum. Wenn Sie sich jedoch für den freien Wohnungsauslauf entscheiden, sollten Sie dies erst zulassen, wenn das Tier bereits handzahm ist. Andernfalls können sich Probleme einstellen, wenn Sie das Meerschweinchen wieder in sein Gehege setzen möchten.