Wenn Sie sich für die Haltung eines Meerschweinchens entschieden haben, sollten Sie bei dessen Eingewöhnung möglichst behutsam vorgehen. Das ist essenziell für die Vertrauensbildung, denn Meerschweinchen sind Fluchttiere. Ihr natürlicher Instinkt signalisiert ihnen somit, dass sie sich vor der Gefahr schützen sollen.
Hinweis
Es wird Sie daher etwas Anstrengung und Geduld kosten, bis das Tier Vertrauen zu Ihnen gefasst und sich eingewöhnt hat.
So läuft eine gute Eingewöhnung von Meerschweinchen ab:
Optimale Voraussetzungen schaffen
Vor allem unerfahrene Haustierbesitzer gehen davon aus, die Eingewöhnung der Meerschweinchen würde erst beginnen, wenn sie das Tier in sein neues Gehege setzen. In Wirklichkeit beginnt die Eingewöhnung jedoch bereits viel früher.
Sie müssen nämlich zuerst einmal dafür sorgen, dass die richtige Grundausstattung für das Meerschweinchen zur Verfügung steht, damit sich das Tier von Anfang an heimisch fühlt.
Zur richtigen Grundausstattung gehören:
- Ein artgerechter Käfig, der mindestens 120 x 60 cm groß, besser sogar größer ist
- Eine hochwertige Einstreu
- Ein Schlafhaus
- Futter- und Wassernäpfe, Heuraufe
- Diverse Spielzeuge
- Ein Auslauf, der dem Tier zusätzliche Bewegung ermöglicht
Bauen Sie das Gehege vor dem Kauf des Meerschweinchens auf und richten Sie es bereits ein. Auch Futter, Heu und Wasser sollten Sie bereits in den Käfig geben, jedoch erst an dem Tag, an dem das neue Haustier bei Ihnen einzieht.
Ebenfalls wichtig ist es, eine gemütliche und sichere Transportbox bereitzustellen, mit der Sie das Tier beim Verkäufer abholen und so die Eingewöhnung der Meerschweinchen optimal vorzubereiten.
Niemals allein
Meerschweinchen sollten niemals allein gehalten werden, denn sie leben in der Natur in kleinen Gruppen. Werden sie alleine gehalten, vereinsamen sie und werden krank. Die Haltung gemeinsam mit einem Kaninchen bietet dem Meerschweinchen zwar etwas Abwechslung, ist jedoch ebenfalls nicht ideal. Schließlich ist das Kaninchen kein Artgenosse, sodass die Interessen der Tiere recht weit auseinander liegen.
Sicherer und kurzer Heimweg
Am besten kaufen Sie das Meerschweinchen an einem Ort, der nicht allzu weit von Ihrem Wohnort entfernt liegt, sodass keine lange Heimreise notwendig ist. Diese würde das Tier nur umso mehr stressen.
Setzen Sie das Tier in eine geeignete, mit Einstreu befüllte Transportbox und sichern Sie diese, ehe Sie das Auto in Bewegung setzen. Fahren Sie möglichst vorsichtig, um jegliche Gefahr von Erschütterungen zu vermeiden. Das Tier sollte während des gesamten Heimweges möglichst viel Ruhe bekommen.
Eingewöhnung der Meerschweinchen in das neue Gehege
Bedenken Sie, dass das Meerschweinchen Sie noch nicht kennt. Sie sollten es daher nicht auf die Hand nehmen und auf diese Weise in sein neues Gehege setzen. Versuchen Sie stattdessen, die Transportbox mit dem Eingang des Geheges zu verbinden, sodass das Tier, sobald es seine Scheu ein wenig ablegen konnte, selbst in den Käfig hineingehen und diesen erkunden kann.
Sie sollten sich möglichst weit fernhalten vom Gehege, um das Tier nicht zu verschrecken. Es wird ohnehin gestresst und verunsichert sein. Wenn Sie es nun auch noch belagern, erhöht sich der Stresslevel nochmals. Halten Sie auch alle weiteren Familienmitglieder und Haustiere von dem neuen Meerschweinchen fern. Das gilt insbesondere für kleine Kinder, die bei aller Begeisterung meist laut und übermütig werden.
Wenn das Tier von der Box ins Gehege gelaufen ist, können Sie nach einiger Zeit die Tür verschließen.
Achtung
Stellen Sie die ganze Zeit über aus der Entfernung sicher, dass eine sichere Verbindung zwischen Box und Gehege besteht, sodass das Tier nicht versehentlich ausbrechen kann.
Tag zwei und drei – langsame Annäherung
Am zweiten Tag wird sich das Meerschweinchen langsam an sein neues Gehege gewöhnt haben. Nun ist es an der Zeit, eine behutsame Annäherung zu starten.
Sie müssen an diesem Tag neues Futter und Wasser in das Gehege geben. Tun Sie dies, ohne in schnellen Bewegungen auf das Tier zuzugehen und vermeiden Sie, nach ihm zu greifen. Halten Sie einfach langsam die Hand in den Käfig und greifen Sie nach den Näpfen, um diese neu zu befüllen.
Sie sollten dem Meerschweinchen auch an diesem Tag weiterhin aus dem Weg gehen, damit es sich eingewöhnen kann. Allerdings besteht die Möglichkeit, dass Sie sich im selben Zimmer aufhalten und aus der Ferne leise mit dem Tier sprechen. Auf diese Weise gewöhnt es sich an Ihre Stimme, was wiederum der erste wichtige Schritt der Vertrauensbildung ist.
Halten Sie noch immer alle Haustiere fern und achten Sie darauf, dass alle weiteren Familienmitglieder sich in dem Zimmer, in dem sich der Meerschweinchenkäfig befindet, leise verhalten und keine hektischen Bewegungen machen.
Erst am darauffolgenden Tag können Sie sich dem Gehege langsam annähern, sollten aber weiterhin auf jegliche Hektik verzichten. Das Meerschweinchen erhält nun die Chance, sich an Ihren Geruch zu gewöhnen und hierdurch zu erkennen, dass von Ihnen keine Gefahr ausgeht.
Weitere vertrauensbildende Maßnahmen
In den nächsten Tagen werden Sie feststellen, dass sich das Tier immer besser an Sie gewöhnt und womöglich nicht mehr bei jeder ihm fremden Bewegung in sein Haus flüchtet, sondern Sie beobachtet. Sobald Sie dies erkennen, können Sie den nächsten Schritt wagen.
Nehmen Sie hierfür etwas Futter auf die Hand und halten Sie die geöffnete Hand in das Gehege. Das Meerschweinchen hat nun die Möglichkeit, sich das Futter von Ihrer Hand zu holen. Vermeiden Sie jedoch hektische Bewegungen und ziehen Sie die Hand auch nicht zurück. Sie sollten zudem vermeiden, das Tier einfangen zu wollen, denn hierdurch würden Sie das soeben aufgebaute Vertrauen gleich wieder zerstören.
Warten Sie einfach ab, bis das Tier das Futter von Ihrer Hand genommen hat.
Dies können Sie in den nächsten Tagen wiederholen, solange, bis das Tier merklich Vertrauen zu Ihnen gefasst hat. Erst dann sollten Sie die Möglichkeit in Betracht ziehen, das Tier in den Auslauf zu lassen. Es ist wichtig, dass es erst handzahm ist und zu Ihnen kommt, ehe Sie es in „Freiheit“ lassen. Andernfalls kann es sein, dass Sie Probleme haben werden, das Meerschweinchen wieder in sein Gehege zu setzen.
Achtung!
Wenn Sie für den Auslauf kein abgegrenztes Gehege verwenden, sondern das Tier in der Wohnung herumlaufen lassen, stellen Sie sicher, dass es keinerlei Gefahrenquellen gibt, die dem Tier schaden könnten.
Typische Gefahrenquellen in der Wohnung sind:
- Stromkabel
- Offene Türen und Fenster
- Schwere Gegenstände, die umfallen könnten
- Andere Haustiere wie Hunde oder Katzen
- Unbeaufsichtigte Kleinkinder
Sanftes Hochheben üben
Sie sollten es vermeiden, das Meerschweinchen zum Spaß hochzuheben und herumzutragen. Dies ist für das Tier nicht nur unangenehm, sondern birgt auch ein hohes Gefahrenpotenzial, falls das Meerschweinchen sich ruckartig bewegt und hinunterfällt.
Dennoch ist es wichtig, das Hochheben zu üben. Ist das Meerschweinchen einmal krank, sodass Sie mit ihm zum Tierarzt müssen, kann gerade dies sehr wichtig sein. Aus demselben Grund sollten Sie übrigens mit dem Tier regelmäßig üben, in die Transportbox zu gehen. Dies erreichen Sie, indem Sie es beispielsweise mit einem Leckerchen hineinlocken.
Um das Meerschweinchen hochzuheben, gehen Sie folgendermaßen vor:
- Gehen Sie langsam mit der Hand an das Meerschweinchen heran, um es nicht zu verschrecken. Sie können auch hierfür wieder ein Leckerli parat halten.
- Nun greifen Sie mit einer Hand um die Brust des Tieres und legen die andere Hand unter seinen Po.
- Achten Sie beim Hochheben darauf, dass Sie mit Ihren Händen alle vier Füße abstützen, damit sich das Tier nicht verletzen kann.
- Damit das Meerschweinchen nicht herunterfällt, wenn es panisch wird, sollten Sie es möglichst nahe an Ihren Körper halten.