Durchfall kann beim Meerschweinchen innerhalb weniger Stunden so gefährlich werden, dass das Tier im schlimmsten Fall sterben kann. Deshalb sollten Sie unbedingt sofort den Tierarzt aufsuchen, wenn Sie Durchfall bei Ihrem Meerschweinchen feststellen. Warten Sie nicht erst ab, ob sich die Situation möglicherweise bessert.
Durchfall-Symptome
Es ist manchmal gar nicht so einfach zu erkennen, dass ein Meerschweinchen Durchfall hat. Deshalb sollten Sie möglichst genau hinschauen und nicht nur das Tier, sondern auch das Gehege beobachten.
Faktoren, die auf Verdauungsprobleme wie Durchfall hindeuten:
- Es befinden sich weiche Köttel im Gehege
- Im Gehege sind Kotreste, die breiig oder schmierig sind (das ist ein Zeichen für ein fortgeschrittenes Stadium)
- Sie vernehmen einen strengen Kotgeruch
- Sie finden Köttel, die sehr groß, sehr klein oder spitz zulaufend sind
- Das Fell rings um den After ist kotverschmiert und das Tier stinkt nach Kot
- Das Tier nimmt schnell ab, da es kaum noch Appetit hat
- Das Meerschweinchen hat plötzlich ein struppiges Fell
- Das Meerschweinchen hat Schmerzen
- Das Tier wirkt teilnahmslos
- Das Meerschweinchen klappert ohne ersichtlichen Grund mit den Zähnen
Ursachen für Durchfall beim Meerschweinchen
Es gibt zahlreiche Gründe, weshalb ein Meerschweinchen unter Durchfall leiden kann.
Die wichtigsten Durchfall-Ursachen:
Zu schnelle Futterumstellung
Stellen Sie das Futter zu schnell um, kann der empfindliche Verdauungstrakt der Meerschweinchen dies nicht immer gut verarbeiten. Vor allem, wenn das Meerschweinchen bisher ungesund ernährt wurde oder es noch sehr jung ist, kann es zu Durchfall nach einer Futterumstellung kommen.
Unser Tipp!
Beginnen Sie langsam mit der Futterumstellung, indem Sie das bisherige Futter etwas reduzieren und kleine Mengen des neuen, gesunden Futters anbieten. Die Menge des gesunden Futters wird täglich etwas erhöht, während das bisherige Futter immer weiter reduziert wird. Eine Futterumstellung kann also durchaus mehrere Wochen dauern.
Frisches Wiesengrün
Etwas Besseres als frisches Wiesengrün können Sie Ihren Meerschweinchen während der Sommermonate nicht gönnen. Doch auch dieses kann leider zu Durchfällen führen. Auch in diesem Fall gilt daher: Gewöhnen Sie das Meerschweinchen erst an die Fütterung mit dem frischen Wiesengrün.
Verunreinigtes Obst und Gemüse
Verwenden Sie gespritztes Gemüse, kann dies zu einer Vergiftung führen, die sich in Durchfall zeigt. Dies gilt ebenso, wenn Sie das Obst und Gemüse vor dem Verzehr nicht waschen oder wenn dieses nicht gut genug abgetrocknet wird.
Unser Tipp!
Verwenden Sie am besten nur Bio-Obst und -Gemüse und säubern und trocknen Sie dieses gründlich, bevor Sie es Ihren Meerschweinchen anbieten.
Bakterielle Infektion
Durchfälle können auch durch Colibakterien, also durch eine bakterielle Infektion, ausgelöst werden. In diesem Fall ist ein sofortiger Arztbesuch wichtig, denn der Kot muss untersucht werden. Ggf. wird der Tierarzt Antibiotika verschreiben.
Zahnfehlstellungen
Zahnfehlstellungen sorgen oft dafür, dass die betroffenen Meerschweinchen nicht mehr richtig fressen können. Dadurch, dass das Futter nicht richtig verarbeitet wird, kann es zu Durchfall kommen.
Wichtig!
Wenn Sie eine Zahnfehlstellung bei Ihrem Meerschweinchen feststellen, suchen Sie den Tierarzt auf. Dieser kann die Fehlstellung unter Umständen korrigieren oder zumindest dazu beitragen, dass Ihr Tier wieder wie gewohnt fressen kann.
Parasitenbefall
Parasitenbefall ist eine der häufigsten Ursachen für Durchfall bei Meerschweinchen. Vor allem Kokzidien oder Würmer können sich im Darm einnisten und stören die Darmflora, wodurch wiederum der Durchfall entsteht.
Ein Parasitenbefall entsteht beispielsweise bei jungen Tieren oder wenn das Meerschweinchen falsch ernährt wird. Auch Bakterien, die beispielsweise durch mangelnde Hygiene entstehen, können Durchfall auslösen.
Unser Tipp!
Achten Sie auf eine gesunde Ernährung sowie optimale hygienische Umstände im Gehege.
Medikamenteneinnahme
Es gibt Medikamente wie beispielsweise Antibiotika, die die Darmflora aus dem Gleichgewicht bringen können, wodurch es wiederum zu Durchfall kommt.
Hefepilze
Leidet das Meerschweinchen unter einem starken Befall mit Hefepilzen, kann es ebenfalls zu Durchfall kommen.
Etwas Falsches gefressen
Frisst das Meerschweinchen giftige Pflanzen, gelangt es an chemische Substanzen oder frisst es beispielsweise Kunststoff oder Katzenstreu, kann dies ebenfalls zu durchfall führen.
Unser Tipp!
Achten Sie darauf, dass Ihr Meerschweinchen gar nicht erst die Gelegenheit bekommt, so etwas zu fressen. Schließlich können neben Durchfall auch weitere erhebliche Vergiftungserscheinungen oder Verstopfungen auftreten, die im schlimmsten Fall zum Tod des Tieres führen können.
Ungesunder Lebensstil
Bewegt sich das Meerschweinchen zu wenig oder ist es übergewichtig, leidet es oft unter Darmproblemen. Diese können zu Durchfall führen.
Unser Tipp!
Achten Sie auf eine artgerechte Ernährung Ihres Meerschweinchens und bieten Sie ihm die Gelegenheit, sich ausreichend zu bewegen. Dies gelingt am besten in einem großen Gehege oder im Freilauf.
Wenn das Meerschweinchen regelmäßig an Durchfall leidet
Es gibt Meerschweinchen, die regelmäßig oder sogar dauerhaft mit Durchfall zu kämpfen haben. Meist liegt dies daran, dass die Tiere falsch gefüttert werden.
So kommt beispielsweise statt einer artgerechten Ernährung, die aus Gräsern, Heu, Kräutern, Obst und Gemüse besteht, stark verkleinertes Trockenfutter zum Einsatz. Auch Snacks, die mit Zuckerarten angereichert sind, können zu Durchfall führen. Das liegt daran, dass der Darm die ungünstigen Futtermittel nicht gut genug verarbeiten kann.
Mein Meerschweinchen hat Durchfall – muss ich zum Tierarzt?
Ja! Durchfall kann für ein Meerschweinchen besonders gefährlich werden, und zwar schon nach wenigen Stunden. Wenn Sie Durchfall bei Ihrem Meerschweinchen feststellen, zögern Sie daher nicht, sondern suchen Sie umgehend den Tierarzt auf. Steht dieser am Wochenende nicht zur Verfügung, begeben Sie sich am besten in eine Tierklinik.
Wichtig!
Durchfall, der länger als 24 Stunden anhält, kann zum Tod des Tieres führen!
Was macht der Tierarzt?
Gibt es keine offensichtliche Erklärung für den Durchfall, wird der Tierarzt eine Kotprobe untersuchen, um den Auslöser zu finden.
Die weitere Behandlung richtet sich nach der Ursache des Durchfalls. Findet der Tierarzt beispielsweise Bakterien, wird er Antibiotika verabreichen.
Das können Sie unternehmen, wenn Ihr Meerschweinchen an Durchfall leidet
Finden Sie heraus, dass Ihr Tier unter Durchfall leidet, versuchen Sie zunächst, die Ursache zu finden. Fütterungsfehler lassen sich in der Regel gut feststellen und schnell beheben.
Haben Sie das Futter beispielsweise zu schnell umgestellt, gehen Sie von nun an deutlich langsamer vor. Wurde der Durchfall von Wiesengrün hervorgerufen, sollten Sie dieses zunächst für einige Tage nicht anbieten. Anschließend füttern Sie nur wenig Wiesengrün, solange, bis sich der empfindliche Verdauungstrakt des Meerschweinchens an dieses neue Futter gewöhnt hat.
Wichtig!
Besonders wasserhaltige Gemüsesorten wie beispielsweise Blattgemüse oder Gurken sollten bei Durchfall für einige Tage nicht verfüttert werden. Verwenden Sie stattdessen am besten Knollengemüse. Dieses ist ballaststoff- und stärkereich und kann die erhöhte Flüssigkeit im Darm speichern, sodass sich der Kot wieder verfestigt. Um dem Durchfall entgegenzuwirken, können Sie dem Meerschweinchen auch geriebenen Apfel anbieten.
Hat der Tierarzt eine Infektion festgestellt, besteht Ihre Aufgabe vor allem darin, Ihr Meerschweinchen mit ausreichend Flüssigkeit zu versorgen. Dies gelingt am einfachsten, indem Sie stark wasserhaltiges Grünfutter anbieten und darauf achten, dass das Meerschweinchen jederzeit Zugang zu frischem Wasser hat.
Zur Stärkung von Magen und Darm können Sie zudem Fenchel- oder Kamillentee verabreichen. Verdünnen Sie diesen mit Wasser und bieten Sie diesen mit dem üblichen Trinkgefäß an.
Trinkt das Tier nicht, können Sie den Tee auch mit einer Pipette anbieten. Besteht bereits eine Dehydrierung, wird der Tierarzt in der Regel eine Infusion mit Elektrolyten verabreichen.
Stellen Sie fest, dass das Tier zusätzlich zum Durchfall unter Appetitlosigkeit leidet, müssen Sie ebenfalls handeln. Es ist wichtig, dass Meerschweinchen regelmäßig fressen, um ihre Verdauung in Schwung zu halten.
Lieblingsfutter!
Hat das Tier keinen Appetit, dürfen Sie ihm alle Futtermittel anbieten, die ihm besonders gut schmecken. Dies animiert eher zum Essen als Futtersorten, die das Meerschweinchen nicht mag.
Sofortmaßnahmen:
- Reinigen Sie den verschmutzten After. Es kann ansonsten zu Entzündungen oder Hautreizungen kommen. Am besten verwenden Sie einen feuchten, lauwarmen Waschlappen.
- Kontrollieren Sie täglich das Gewicht Ihres Meerschweinchen um sicherzustellen, dass das Tier nicht noch weiter abnimmt
- Vorsorglich können Sie ein Mittel gegen Blähungen verabreichen, denn diese treten oft in Zusammenhang mit Durchfall auf
Die Darmflora wieder aufbauen
Damit sich Ihr Meerschweinchen bald wieder bester Gesundheit erfreut, ist es wichtig, dass Sie dessen Darmflora wieder aufbauen. Hierfür werden dem Tier gute Bakterien verabreicht, beispielsweise in Form eines Gels, welches durch den Tierarzt verschrieben wird.
Einige Probiotika für Menschen eignen sich ebenfalls für Meerschweinchen. Hinsichtlich des Produkts und der benötigten Menge sollten Sie sich jedoch vom Tierarzt beraten lassen.
Unser Tipp!
Sie können dem Meerschweinchen auch Köttel von gesunden Meerschweinchen zum Fressen anbieten. Diese verfügen in der Regel über die guten Darmbakterien, die benötigt werden, um die Darmfunktion wieder aufzubauen. Hierfür werden die Köttel zerrieben und in Wasser gemischt. Anschließend verabreichen Sie diese Mischung mit einer Pipette. Die Behandlungsdauer kann zwischen acht bis zehn Tage betragen.
Es gibt Fälle, in denen das Meerschweinchen sehr schlecht oder überhaupt nicht mehr frisst. Dies ist jedoch gefährlich, denn es dauert nur wenige Stunden, bis die Darmfunktion des Meerschweinchens stark eingeschränkt ist und letztendlich ganz zum Erliegen kommt.
Dies führt zum Tod des Meerschweinchens. Stellen Sie also fest, dass das Tier nicht frisst, muss es ggf. gepäppelt, also zwangsernährt werden. Hierfür können Sie spezielle Päppel-Präparate oder Päppel-Breie verwenden. Auch darüber wird Sie Ihr Tierarzt beraten.