Meerschweinchen müssen ständig fressen, damit ihre Verdauung einwandfrei funktioniert. Ist dies aus irgendwelchen Gründen nicht der Fall, kann eine Zwangsernährung für das Meerschweinchen schnell von Bedeutung werden.
Wann sollte ein Meerschweinchen zwangsernährt werden?
Eine Zwangsernährung beim Meerschweinchen ist notwendig, wenn das Tier aufgrund einer Krankheit nichts mehr frisst oder fressen kann. Ebenso müssen Sie das Meerschweinchen aufpäppeln, wenn es das Futter aus irgendeinem Grund verweigert.
Wichtig ist jedoch, dass Sie, sobald Sie feststellen, dass Ihr Tier nichts mehr oder nur noch sehr wenig frisst, umgehend den Tierarzt aufsuchen. Dieser wird das Meerschweinchen untersuchen, um die Ursache für die Nahrungsverweigerung zu finden. Dies ist wichtig für die spätere Behandlung und es gibt auch Aufschluss darüber, welche Form der Zwangsernährung überhaupt sinnvoll ist. Zudem erhalten Sie wertvolle Tipps, was Sie diesbezüglich beachten sollten.
Päppeln bei Verdauungsstörungen?
In einigen Fällen ist das Päppeln zudem gar nicht notwendig. Vielleicht hatte das Tier lediglich eine kleine Verdauungsstörung, die der Tierarzt problemlos mit entsprechenden Mitteln beheben konnte, sodass das Tier wieder frisst.
Wichtig!
Stellt sich auch nach der Verdauungsstörung heraus, dass das Tier nicht frisst, kann eine Zwangsernährung mit Brei notwendig sein. Diese darf jedoch erst dann erfolgen, wenn das Tier wieder Kot absetzt. Andernfalls kann der Magen überladen werden, was lebensgefährlich ist.
Zwangsernährung nach einer Operation
Wurde das Tier operiert, muss es unter Umständen danach zwangsernährt wird, damit der Appetit erst einmal wiederkommt. Warten Sie jedoch unbedingt ab, bis das Tier nach der Narkose wieder vollständig fit ist, ehe Sie ihm Futter anbieten bzw. es zwangsernähren.
Das Meerschweinchen mag das Futter nicht
Es gibt immerhin auch die Sorte von Meerschweinchen, die schlichtweg ein Gourmet ist. Stellen Sie also fest, dass Ihr Tier nicht mehr an sein Futter geht, dann probieren Sie es doch einmal mit ein paar Leckerbissen. Frisst es diese, ist der Ernst der Lage nicht so schlimm, wie Sie es möglicherweise gedacht haben. Doch auch in diesem Fall kann es sinnvoll sein, den Tierarzt aufzusuchen.
Folgende Leckerchen eignen sich, um eine Verlockung zu schaffen:
- Löwenzahn und weitere Wiesenkräuter
- frisches, saftiges Gras
- Salate und Gurke
- Kürbiskerne und Sonnenblumenkerne
- Erbsenflocken
Wie erfolgt die Zwangsernährung bei einem Meerschweinchen?
Päppelbrei – was ist das?
Muss ein Meerschweinchen zwangsernährt werden, verwendet man hierfür in der Regel den sogenannten Päppelbrei. Es handelt sich dabei um artgerechte Futterbestandteile, die in einer einfach aufzunehmen und leicht verdaulichen Form verabreicht werden.
Päppelbreie werden von verschiedenen Herstellern angeboten. Am besten haben Sie immer welche im Haus. Die Breie bestehen aus allen wichtigen Nährstoffen, die das Meerschweinchen braucht, um wieder zu Kräften zu kommen. Eine gefährliche Unterversorgung kann hierdurch somit vermieden werden.
Achtung!
Sie sollten kein Päppelfutter verwenden, bei dem lediglich gemahlene Kräuter verwendet wurden.
Gemahlene Kräuter reichen nicht aus, um das Tier während einer Krankheit optimal zu versorgen. Es fehlen schlichtweg verschiedene Proteine und Fette. Jedoch können solche Kräuter-Päppelmischungen ergänzend verabreicht werden.
Es gibt zudem Kräuter- oder Heu-Pellets. Diese können einfach in wenig Wasser aufgeweicht werden, sodass sich eine dickflüssige Masse ergibt, welche ergänzend angeboten werden kann.
Die Herstellung der Päppelbreie ist recht simpel, denn es handelt sich dabei um Trockenpulver. Dieses wird lediglich mit Wasser angerührt und ist dann umgehend einsatzbereit.
Sie können den Geschmack zudem variieren, indem Sie die folgenden Dinge unter den Päppelbrei mischen:
- pürierte Banane
- püriertes Gemüse
- geriebener Apfel
- Schmelzflocken
- milchfreier Babybrei (Obst oder Gemüse). Verwenden Sie am besten Brei für Babys ab dem vierten Lebensmonat. Diese sind meist schon mit kleinen Stücken angereichert und werden daher von vielen Meeris bevorzugt.
Unser Tipp!
Wenn Sie Päppelbrei über eine längere Zeit verabreichen müssen, kann es sinnvoll sein, verschiedene Geschmacksrichtungen zu kaufen. Auf diese Weise findet das Tier mit Sicherheit seinen favorisierten Geschmack und wird sich brav füttern lassen.
Päppelbrei selber herstellen
Im Notfall können Sie den ersten Päppelbrei jedoch auch selbst herstellen. Dies ist vor allem praktisch, wenn Sie keinen fertigen Brei vorrätig haben, aber schnell handeln müssen. Verwenden Sie zum Herstellen des Breis einfach die folgenden Zutaten:
- 1 Tropfen Öl
- 1 Tropfen Sab Simplex® (Entschäumer aus der Apotheke)
- sehr klein geriebene Möhren
- 2 Löffel in Wasser aufgeweichte Pellets (beispielsweise Heu- oder Kräuter-Pellets)
- Vitamin C
Die Verwendung von Sab Simplex® (übrigens auch ein Mittel, welches bei Aufgasungen beim Menschen wahre Wunder wirkt) trägt dazu bei, dass das Meerschweinchen nicht aufbläht. Gerade, wenn die Verdauungstätigkeit durch die zuvor geringe Futteraufnahme nicht optimal funktioniert, könnte dies schnell passieren.
Wichtig!
Egal, ob gekauft oder selbst gemacht: bieten Sie den Päppelbrei immer handwarm an. Das ist die ideale Temperatur für die Meerschweinchen. Sie werden den Brei dann dankend annehmen.
Außerdem sollten Sie den Brei vor jeder Mahlzeit frisch zubereiten.
Wie wird der Päppelbrei verabreicht?
Der Päppelbrei wird in der Regel mit einer Spritze verabreicht. Auf diese Weise lässt sich das Futter kinderleicht in das Mäulchen bringen, sodass das Meerschweinchen es nur noch schlucken muss. Vor allem bei sehr geschwächten Tieren erweist sich diese Methode als praktisch, da sie garantiert, dass das Futter aufgenommen wird.
Am besten eignet sich die Verwendung einer kleinen Insulinspritze, deren Spitze abgeschnitten wird. In die 1 ml große Spritze passt die Menge Brei, die das Meerschweinchen mit einem Mal schlucken kann. Entsprechend wird der Brei mit der Spritze aus der Schale gezogen und dann dem Meerschweinchen verfüttert. Anschließend ziehen Sie die Spritze erneut auf.
Um das Meerschweinchen nicht zu verletzen, schieben Sie die Spritze nicht frontal in das Mäulchen, sondern von der Seite her. Damit das Tier stillhält, halten Sie am besten leicht dessen Kopf fest. Alternativ können Sie einen sogenannten Kuschelsack verwenden. In diesen wird das Tier hineingesetzt, sodass es sich nicht mehr stark bewegen kann, sich aber bereitwillig füttern lässt.
Wichtig!
Das Meerschweinchen muss beim Päppeln seine gewöhnliche Futterposition einnehmen.
Drehen Sie das Meerschweinchen nicht auf den Rücken und stellen Sie es auch nicht auf. Machen Sie zudem nach jeden Schluck eine kleine Pause, damit das Meerschweinchen Luft holen kann. Halten Sie sich nicht daran, kann es passieren, dass das Futter in die Lunge gelangt. Dies wiederum ist mit teils lebensgefährlichen Folgen verbunden.
FAQ zum Päppelbrei
Ist das Füttern mit der Spritze unbedingt notwendig?
Es gibt auch Fälle, in denen der Einsatz einer Spritze nicht unbedingt notwendig ist. Sie können daher erst einmal versuchen, den Brei in einer kleinen Schale anzubieten. Es gibt durchaus viele Meerschweinchen, die sich, sofern sie noch ausreichend bei Kräften sind, selbst an diesem Futter bedienen.
Wie viel Päppelbrei sollte ich meinem Meerschweinchen verabreichen?
Wie viel Päppelbrei das Meerschweinchen erhalten sollte, richtet sich in erster Linie nach dessen Körpergewicht. Die Futtermenge sollte bei 1/20 liegen. So erhält ein Meerschweinchen, welches ein Kilo wiegt, eine Futtermenge von 50 g, die über den Tag verteilt angeboten wird. Am besten füttern Sie das Tier alle drei Stunden, jedoch nur während der Zeiten, in denen es wach ist. Das entspricht etwa vier bis sechs Mahlzeiten am Tag.
Um eine Magenüberladung zu vermeiden, sollten allerhöchstens 20 ml pro Mahlzeit angeboten werden.
Wichtig!
Lassen Sie nie mehr als drei Stunden bis zur nächsten Mahlzeit verstreichen. Die Verdauung der Meerschweinchen funktioniert nur, wenn ständig Futter nachgeschoben wird. Ist dies nicht der Fall, kann es zu schwerwiegenden, teils lebensbedrohlichen Problemen kommen.
Soll ich auch normales Futter anbieten?
Damit die Zwangsernährung nicht zu lange erfolgen muss, sollten Sie Ihrem Meerschweinchen zwischen den Brei-Mahlzeiten auch immer wieder klassisches Futter anbieten. Gräser und frische Kräuter erweisen sich als sinnvoll. Außerdem können Sie frisches Gemüse oder Obst anbieten.
Achten Sie zudem darauf, dass immer ausreichend frisches Heu im Gehege vorhanden ist, an dem sich das Meerschweinchen bei Bedarf bedienen kann. Ebenso sollte jederzeit Wasser zur Verfügung stehen.
Mein Meerschweinchen trinkt nicht – was soll ich tun?
Eine Dehydrierung kann schwerwiegende Folgen haben. Deshalb ist es wichtig, dass Ihr Tier ausreichend Flüssigkeit aufnimmt.
Dehydrierung erkennen
Ob das Tier dehydriert ist, erkennt man, indem man eine Hautfalte leicht zusammendrückt. Bleibt die Falte bestehen, ist das Tier bereits stark dehydriert. Es muss unbedingt zum Tierarzt, der wiederum eine Infusion legen wird.
Um dies zu vermeiden, achten Sie auf eine ausreichende Flüssigkeitszufuhr. Stellen Sie fest, dass das Meerschweinchen nicht trinkt, bieten Sie etwas Wasser oder Kamillentee in der Spritze an.
Warum eine Zwangsernährung bei Meerschweinchen schnell sinnvoll werden kann
Eine Zwangsernährung kann bei Meerschweinchen schon kurze Zeit, nachdem sie die Nahrungsaufnahme verweigern, dringend notwendig werden. Das hängt damit zusammen, dass die Verdauung der Meerschweinchen nur funktioniert, wenn ständig Futter nachgeschoben wird.
Anders als beim Menschen sind die Muskeln im Bereich des Magens und des Darms bei den Meerschweinchen schließlich nur schwach ausgeprägt. Frisst das Tier nun nicht, magert es zwar nicht gleich in den ersten Stunden extrem ab. Jedoch können auch die gegorenen Nahrungsreste, die sich noch im Magen und Darm befinden, nicht mehr ausgeleitet werden.
Außerdem nehmen Meerschweinchen, die nicht mehr fressen, zu wenige Nährstoffe auf. Dies kann fatale Folgen haben, was vor allem daran liegt, dass der Stoffwechsel der Meerschweinchen extrem schnell funktioniert. Das bedeutet, dass es schon nach kurzer Zeit zu erheblichen Mangelerscheinungen kommen kann.
Bereits wenige Stunden nachdem das Meerschweinchen keine Nahrung aufgenommen hat, kommt es zum ersten Gewichtsverlust. Gleichzeitig wird das Tier träge, denn es bekommt keine Kohlenhydrate mehr, die die wichtige Energie zum Leben liefern. Ein Eiweißmangel führt obendrein innerhalb von zwei bis drei Tagen zu einem erheblichen Muskelabbau, sodass das Tier immer schwächer wird.
Verliert Ihr Meerschweinchen deutlich an Gewicht, sollten Sie also immer aufmerksam sein und überprüfen, ob es aktuell noch genug frisst.