Stress bei Meerschweinchen kommt durchaus vor, auch wenn die Tiere ein scheinbar ruhiges Leben haben. Da dieser jedoch krank machen kann, sollten Sie den Tieren eine möglichst ruhige Zeit gönnen.
Wie Stress bei Meerschweinchen entsteht, wie Sie ihn erkennen und was Sie unternehmen können, um den Stress zu vermeiden, das erfahren Sie nachfolgend.
Wie häufig tritt Stress bei Meerschweinchen auf?
Diese Frage möchten wir gleich am Anfang klären, denn wir gehen nachfolgend auf zahlreiche Stressfaktoren ein, die möglicherweise auch Ihr Meerschweinchen treffen.
Da sich die Tiere jedoch in der Regel schnell an besondere Umstände gewöhnen, muss nicht jeder nachfolgend genannte Faktor Ihr Tier auch wirklich stressen.
Unser Tipp!
Am besten, Sie beobachten Ihr Tier genau, um ein Gefühl dafür zu bekommen, welche Situationen es als stressig empfindet und in welchen Fällen es entspannt bleibt.
Schließlich ist es wie beim Menschen: Stress in kleinen Mengen ist durchaus ertragbar und auch notwendig. Lediglich Dauerstress sollte vermieden werden, denn er kann krank machen, da er das Immunsystem schwächt.
Wie wirkt sich Dauerstress bei Meerschweinchen aus?

Vielleicht kennen Sie es: Sie sind permanent gestresst und leiden deshalb unter psychischen Problemen wie Ängsten, Zwängen oder Depressionen. Auch Meerschweinchen können durch permanenten Stress beispielsweise starke Ängste entwickeln. Des Weiteren kann permanenter Stress die Lebenserwartung erheblich reduzieren.
Auch körperlich leiden Meerschweinchen teilweise erheblich unter Stress, was vor allem daran liegt, dass durch den Stress das Immunsystem geschwächt wird. Dann sind Meerschweinchen unter anderem anfälliger für einen Parasitenbefall und auch andere Erkrankungen können sich schneller entwickeln.
Stress kann bei Meerschweinchen zu folgenden Problemen führen:
- verringerte Lebenserwartung
- psychische Probleme wie beispielsweise Ängste
- schwaches Immunsystem und dadurch weitere Erkrankungen wie Parasitenbefall
So erkennen Sie ein gestresstes Meerschweinchen
Stress kann sich bei Meerschweinchen auf verschiedene Weise bemerkbar machen. Sie erkennen ihn unter anderem an:
Zähne wetzen
Vielleicht sind Sie Ihrem Meerschweinchen schon einmal zu schnell zu nahe gekommen und es hat daraufhin die Zähne gewetzt. Hierbei handelt es sich um ein Droh-Gebärden, welches Ihnen signalisieren soll, dass Ihr Meerschweinchen sich gerade im Stressmodus befindet.
Angststarre
Aus Angst verfallen Meerschweinchen oft in eine Starre. Dies kann schon bei kleinen Anlässen passieren, beispielsweise wenn Sie das Tier unverhofft hochheben. Die Angststarre ist also ebenfalls ein klares Signal dafür, dass das Meerschweinchen gestresst ist.
Aggressives Verhalten
Wenn ein sonst sehr liebes Tier plötzlich aggressiv wird, kann dies auf Stress hindeuten. Möglicherweise haben sich die Lebensumstände geändert oder das Meerschweinchen ist krank. Aggressives Verhalten bedeutet daher immer auch Stress.

Angelegtes Fell und aufgerissene Augen
Wenn Sie feststellen, dass Ihr Meerschweinchen das Fell anlegt und gleichzeitig aufgerissene Augen hat, ist dies ebenfalls ein Alarmsignal für Stress, denn das Tier hat Angst. Finden Sie heraus, was die Angst verursacht.
Kratzen und ins Fell beißen
Kratzt sich ein Meerschweinchen permanent oder beißt es sich ins Fell, handelt es sich dabei meist um eine Übersprungshandlung, weil das Tier nervös ist.
Zusammengedrängtes Liegen
Meerschweinchen kuscheln normalerweise nur bei extremer Kälte. Ansonsten liegen sie nicht dicht beieinander, es sei denn, sie fürchten sich vor etwas. Auch das zusammengedrängte Liegen deutet daher auf Stress hin.
Fehlender Hunger und Durchfall
Frisst ein Meerschweinchen nur noch schlecht und leidet es an Durchfall, sollten zunächst durch einen Tierarzt mögliche Erkrankungen ausgeschlossen werden. Lässt sich keine Erkrankung finden, können auch fehlender Hunger und Durchfall ein Anzeichen für Stress sein.
Anzeichen für Stress beim Meerschweinchen auf einen Blick
- Zähne wetzen
- Angststarre
- aggressives Verhalten
- angelegtes Fell und aufgerissene Augen
- kratzen und ins Fell beißen
- zusammengedrängtes Liegen in der Gruppe
- fehlender Hunger und Durchfall
Was verursacht Stress bei Meerschweinchen?
Stress bei Meerschweinchen kann verschiedene Ursachen haben. Wir gehen nachfolgend auf die wichtigsten Ursachen ein:
Stress durch schlechte Haltungsbedingungen
Eines der größten Probleme in Sachen Haltung ist, dass wir Menschen oft nicht wissen, wie viel Platz Meerschweinchen eigentlich benötigen. Was „artgerecht“ ist, entscheiden wir.
Doch bedenken Sie, dass Meerschweinchen mehrere Kilometer pro Tag zurücklegen, wenn sie in der Natur leben. Daran lässt sich erkennen, dass das Gehege möglichst viel Platz bieten sollte.
Für ein Pärchen sollte ein Gehege mit einer Grundfläche von mindestens zwei Quadratmetern zur Verfügung stehen. Je größer, desto besser. Außerdem benötigen die Meerschweinchen täglich zusätzlichen Auslauf, beispielsweise in Form von Wohnungsauslauf oder in einem großen Freigehege.
Auch eine falsch gewählte Einrichtung des Geheges, beispielsweise aus ungeeigneten Materialien oder Spielzeugen, die zu klein sind, kann für das Tier Stress bedeuten.
Der Umstand, wo das Gehege platziert wird, spielt ebenso eine Rolle. Es sollte möglichst ruhig platziert werden, also keinesfalls in einem Kinderzimmer oder direkt neben dem Fernseher. Schließlich können zu laute Geräusche die Tiere ebenfalls stressen. Achten Sie zudem darauf, dass es am Aufstellort des Geheges weder zu kalt noch zu warm ist.
Stress durch Meerschweinchen, die nicht zueinander passen

Hinzu kommt, dass Meerschweinchengruppen oft nicht gut genug zusammengestellt werden, sodass sich die Tiere untereinander bekriegen. Sie sollten bei der Auswahl der Tiere den Charakter jedes einzelnen Meerschweinchens einbeziehen und schauen, ob die Gruppe harmoniert.
Noch schlimmer als eine „falsche“ Gruppenhaltung ist es für die Meerschweinchen jedoch, wenn sie als Einzeltiere gehalten werden.
Wichtig!
Meerschweinchen sind Gesellschaftstiere, die immer in Gruppen oder zumindest als Pärchen leben sollten.
Äußere Umstände, die zu Stress führen können
Wie erwähnt, sollte das Gehege möglichst an einem ruhigen Ort aufgestellt werden. Am besten eignet sich ein Zimmer, in dem es leise zugeht und welches sich nicht direkt an eine Straße angrenzend befindet.
Zwar gewöhnen sich Meerschweinchen meist schnell an den üblichen Straßenlärm. Kommen jedoch unerwartete Geräusche wie beispielsweise das Jaulen eines Martinshorns dazu, kann dies für die Meerschweinchen eine echte Stresssituation bedeuten.
Andere Haustiere wie beispielsweise Hunde oder Katzen können Meerschweinchen ebenfalls stark stressen. Deshalb ist es wichtig, dass Sie weder Hund noch Katze – und seien sie auch noch so lieb – in die Nähe des Meerschweinchengeheges lassen, schon gar nicht unbeaufsichtigt.
Dies kann für die kleinen Nager zur echten Gefahr werden. Abgesehen davon, dass sie hierdurch starke Ängste entwickeln können.
Meerschweinchen gehören ebenso wenig in die Hände oder unter die Aufsicht von Kindern. Vor allem Kleinkinder können oft nicht verstehen, dass es sich bei Meerschweinchen nicht um Spielzeuge, sondern um Lebewesen handelt. Deshalb ist das Kinderzimmer, in dem es zudem oft laut ist, auch nicht der richtige Aufstellort für das Gehege.

Stress durch zu wenig Bewegung und falsche Ernährung
Auf lange Sicht kann sich Stress auch dadurch entwickeln, dass die Tiere zu wenig Bewegung bekommen. Deshalb sollten Sie, wie oben beschrieben, ein möglichst großes Gehege mit zusätzlichem Auslauf wählen.
Die Ernährung kann ebenfalls dazu führen, dass das Meerschweinchen Stress entwickelt. Schließlich ist eine adäquate Stressbewältigung nur möglich, wenn hierfür die passenden Nährstoffe zur Verfügung stehen.
Erhalten die Meerschweinchen jedoch permanent ungeeignetes Futter, kann die Nährstoffversorgung nicht garantiert werden und es kann nach einiger Zeit zu einem chronischen Stressgefühl kommen.
So können Sie Stress bei Meerschweinchen reduzieren
Neben optimalen Haltungsbedingungen, einer Meerschweinchengruppe, die perfekt harmoniert, einem ruhigen Standort sowie der optimalen Fütterung gibt es einige weitere Dinge, die Sie unternehmen können, damit Ihre Meerschweinchen nicht in Stress geraten bzw. besser mit diesem umgehen können:
Das Gehege und den Auslauf stets sauber halten
Es ist wichtig, sowohl das Gehege als auch den Freilauf regelmäßig von Schmutz zu befreien. Kot- und Urinreste sollten täglich entfernt werden. Dies gilt ebenso für Futterreste.
Reinigen Sie täglich die Futter- und Wasserbehälter. Außerdem sollte in regelmäßigen Abständen eine große Reinigung stattfinden, bei der Sie das Gehege sozusagen ausmisten.
Verschiedene Versteckmöglichkeiten in das Gehege integrieren

Meerschweinchen sind Fluchttiere, die sich bei Gefahr verstecken. Damit dies problemlos gelingt, sollte pro Meerschweinchen mindestens eine Versteckmöglichkeit in das Gehege integriert werden. Hierzu eignen sich beispielsweise Häuser (mit zwei Ein- und Ausgängen), Tunnel, Steine oder Plateaus.
Krankheiten umgehend untersuchen lassen
Sie sollten Ihre Meerschweinchen regelmäßig beobachten, um schon kleinste Anzeichen einer Krankheit zu erkennen.
Stellen Sie diese fest, begeben Sie sich umgehend zu einem Tierarzt, denn bei Meerschweinchen kann sich das Allgemeinbefinden oft innerhalb weniger Stunden drastisch verschlechtern, insbesondere, wenn sie nur noch wenig oder überhaupt nichts mehr fressen.
Unser Tipp!
Ist ein Tier stark angeschlagen, sollte es zudem aus der Gruppe genommen werden, um möglichst viel Ruhe zu bekommen.
Ausreichend Futter und Wasser zur Verfügung stellen

Es ist wichtig, dass Meerschweinchen jederzeit Zugang zu frischem Wasser und Futter haben, da ihre Verdauung sensibel ist.
Schon wenige Stunden ohne Futter können dafür sorgen, dass die Verdauung zum Erliegen kommt und das Meerschweinchen im schlimmsten Fall stirbt. Bieten Sie den Tieren daher immer frisches Futter und Heu an und achten Sie auf ausreichend Wasser im Gehege.
Reduzieren Sie Lärmbelästigungen
Laute Musik, ein lärmender Fernseher oder brüllende Kinder sollten von Meerschweinchen ferngehalten werden. Auch Ihre Geburtstagsparty sollten Sie nicht in dem Zimmer feiern, in dem die Meerschweinchen leben.
Meerschweinchen möglichst nicht herumtragen
Abgesehen davon, dass das Meerschweinchen herunterfallen und sich schwer verletzen könnte, mögen es die meisten Meeris nicht, herumgetragen oder hoch gehoben zu werden.
Unser Tipp!
Wenn Sie zahme Meerschweinchen haben, spricht natürlich nichts dagegen, die Tiere zu streicheln. Dies sollte jedoch in Bodennähe erfolgen, um unnötigen Stress zu vermeiden.
Meerschweinchen nicht mit Kaninchen vergesellschaften
Es hält sich hartnäckig das Gerücht, Meerschweinchen seien die perfekte Ergänzung für ein Kaninchen. Das stimmt jedoch nicht. Meerschweinchen brauchen einen Artgenossen, zu dem sie Vertrauen aufbauen und mit dem sie kuscheln können.
Das Kaninchen hingegen hat ganz andere Interessen. Zwar können Meerschweinchen und Kaninchen gemeinsam leben. Dies wird jedoch für keines der Tiere die gewünschte Gesellschaft bieten.

Hitze unbedingt vermeiden
Mit Kälte können Meerschweinchen relativ gut umgehen. Mit Hitze jedoch tun sie sich schwer, sodass übermäßige Wärme zu erheblichem Stress führen kann.
Dauerhafte Temperaturen von mehr als 20 bis 25 °C sollten daher vermieden werden. Platzieren Sie das Gehege also niemals direkt vor einer Heizung und auch nicht vor einem Fenster mit direkter Sonneneinstrahlung.
Wegen der möglichen Zugluft ist das Fenster ohnehin ein unpassender Aufstellort für das Gehege.
Meerschweinchen möglichst wenig transportieren
Für den Transport des Meerschweinchen sollten Sie immer eine artgerechte Transportbox verwenden. Jedoch bedeutet jeder Transport für die Tiere Stress.
Deshalb sollten Sie die Meerschweinchen entweder möglichst wenig – also beispielsweise nur zum Tierarzt – transportieren oder den Transport mit den Tieren üben. Dies gelingt, indem Sie sie nach und nach spielerisch an die Box gewöhnen.