Sie möchten Ihren Meerschweinchen ein möglichst artgerechtes Leben bieten und sie daher das komplette Jahr über draußen halten? Dann sollten Sie einige wichtige Dinge beachten. Was für die ganzjährige Meerschweinchenhaltung im Freien wichtig ist, das erfahren Sie in diesem Artikel.
Dürfen Meerschweinchen das ganze Jahr über draußen bleiben?
Diese Frage möchten wir ganz klar mit „ja“ beantworten. Schließlich halten sich wildlebende Meerschweinchen auch ganzjährig in der Natur auf. Dennoch sollten Sie einiges beachten, denn die Meerschweinchen, die wir als Haustiere halten, sind in der Regel spezielle Züchtungen, die weniger resistent gegen Umwelteinflüsse sind.
Wann sollte ich die Meerschweinchen raus setzen?
Wenn Sie die Meerschweinchen erstmalig nach draußen setzen möchten und sie bisher drinnen gehalten haben, achten Sie unbedingt auf Folgendes:
- setzen Sie die Meerschweinchen frühestens nach den Eisheiligen, also Mitte Mai, nach draußen. Die Temperaturen sollten nachts nicht mehr unter 12 °C absinken
- spätestens sollten Sie die Tiere Ende August ins Außengehege umsiedeln
Warum ist dies notwendig?
Die Tiere müssen die Chance erhalten, ihren Organismus langsam an die sinkenden Temperaturen zu gewöhnen.
Wichtig!
Tendenziell sollten Sie die Meerschweinchen eher bei kälteren als bei zu heißen Temperaturen raus setzen, da sie mit Kälte etwas besser klarkommen.
Welche Meerschweinchen sollten nicht draußen gehalten werden?
Es gibt einzelne Tiere, die nicht draußen gehalten werden sollten. Dies gilt vor allem für Meerschweinchen, die bereits sehr alt sind oder unter einem schwachen Immunsystem leiden. Insbesondere in den Wintermonaten sollten diese Tiere lieber drinnen gehalten werden.
Außerdem ist es wichtig, dass Sie Tiere, die plötzlich erkranken, vorübergehend in Ihre Wohnung holen können, damit sich die Meerschweinchen schnell wieder erholen. Es sollte nicht nur das betroffene Tier drinnen gehalten werden, sondern auch der Partner.
Achtung!
Holen Sie die Tiere im Winter nicht abrupt ins Haus.
Wie groß sollte die Meerschweinchengruppe sein?
Meerschweinchen sind Gesellschaftstiere, die nicht einzeln gehalten werden sollten, denn dies kann die Tiere krank machen. Grundsätzlich sollten also mindestens zwei Meerschweinchen gemeinsam gehalten werden.
Für die reine Außenhaltung empfehlen sich jedoch Gruppen von mindestens drei Tieren. Diese Anzahl ist wichtig, damit sich die Schweinchen während der Wintermonate gegenseitig optimal wärmen können.
Möchten Sie dennoch nur zwei Tiere halten, muss das Gehege groß genug sein, damit sich die Meerschweinchen im Winter warm laufen können. Sie sollten dann erst recht auf eine gute Isolierung der Schutzhütte achten.
Optimaler Schutz für die Meerschweinchen in Außenhaltung
Einer der wichtigsten Faktoren, den Sie für die Außenhaltung der Meerschweinchen unbedingt beachten sollten, ist deren Sicherheit. Schließlich lauern draußen zahlreiche Gefahren von Fressfeinden bis hin zu Ausbruchsmöglichkeiten.
Achten Sie zum Schutz der Meerschweinchen daher auf Folgendes:
- Das Gehege sollte einbruchssicher sein, sodass Fressfeinde wie Marder, Füchse und auch Greifvögel nicht hineingelangen. Es ist daher auch ein Schutz nach oben notwendig. Ein guter Einbruchsschutz dient gleichzeitig als Ausbruchsschutz für die Meerschweinchen
- Das Dach sollte fest mit dem Gehege verbunden sein, damit es bei Wind nicht davon fliegen kann
- Das Gehege-Gitter sollte einige Zentimeter in den Boden ragen, damit Fressfeinde sich nicht durchbuddeln können
- Wählen Sie für die Gitter einen möglichst kleinen Abstand oder noch besser ein Raster. Idealerweise sollten die Maschen nicht größer als 1 x 1 cm ausfallen, damit auch Mäuse und andere Kleinsttiere nicht in das Gehege eindringen können
Kann ich ein Netz als Abdeckung nach oben verwenden?
Ein Netz ist in der Regel nicht sicher genug, da es problemlos entfernt werden kann und bei Wind durchaus davon fliegen kann. Sie sollten daher ein stabiles Dach für das Gehege wählen. Das Netz eignet sich nur, wenn Sie die Meerschweinchen für kurze Zeit unter Aufsicht in einem Freigehege herumlaufen lassen möchten.
Welche Gehege eignen sich für den Außenbereich?
Am stabilsten ist es natürlich, wenn Sie eine Voliere aus Metall verwenden, wie Sie beispielsweise auch für die Vogelhaltung angeboten wird. Achten Sie jedoch auf einen sehr geringen Gitterabstand. Je stabiler das Gehege ist, desto sicherer sind die Meerschweinchen.
Wenn Sie keine Voliere kaufen möchten, verwenden Sie am besten einen robusten Volieredraht oder entscheiden Sie sich für ein vorgefertigtes großes Gehege. Auch selbst gebaute Konstruktionen aus Holz und Volieredraht haben sich als sicher und artgerecht erwiesen.
Achtung!
Dinge wie Netze oder Zäune, die schnell durchgenagt werden können, sollten Sie für die dauerhafte Außenhaltung der Meerschweinchen nicht verwenden.
Was ist hinsichtlich des Stalles zu beachten?
Damit die Meerschweinchen im Winter optimal vor Kälte und im Sommer bestens vor Hitze geschützt sind, sollte ihnen eine große Schutzhütte zur Verfügung stehen. Diese ist bestenfalls isoliert.
Achten Sie bei der Auswahl der Schutzhütte auf die folgenden Dinge:
- Das Haus sollte groß genug sein, dass alle Meerschweinchen problemlos darin Platz finden. Allerdings ist es wichtig, dass die Hütte nicht zu groß ist, denn im Winter müssen die Tiere das Häuschen durch ihre Körperwärme aufheizen. Ist die Hütte zu groß, kann dies schwierig werden
- Achten Sie auf eine ausreichend Isolierung. Wenn Sie ein handelsübliches Häuschen wie beispielsweise einen Kaninchenstall verwenden, können Sie diesen problemlos selbst isolieren. Materialien wie Holz oder Styropor eignen sich hierfür besonders gut
- Verfügt der Stall über Gitter, sollten diese für die kalte Jahreszeit entsprechend präpariert werden. Sie können beispielsweise Plexiglasscheiben einsetzen. Hierdurch wird Zugluft verhindert. Stellen Sie jedoch sicher, dass ausreichend Sauerstoff in das Häuschen gelangt
- Für die Freilandhaltung eignen sich selbstgebaute Hütten (unbedingt an den Bedürfnissen der Tiere orientieren), fertige Hasenställe, die wie oben beschrieben präpariert werden, oder isolierte Hundehütten
- Polstern Sie die Schutzhütte in der kalten Jahreszeit gut mit Stroh oder anderen geeigneten Materialien aus, damit die Tiere vor der Kälte geschützt werden
- Bei eisigen Temperaturen können Sie die Hütte zusätzlich dämmen, indem Sie beispielsweise während der Nachtstunden eine dicke Decke darüber legen
- Die Schutzhütte sollte zudem vor Regen geschützt sein. Bauen Sie sie daher entweder unter einem Dach auf oder verwenden Sie für das Dach der Hütte ein Material, welches den Regen abtropfen lässt, sodass sich das Holz des Stalles nicht voll saugen kann
Wichtig!
Klassische Meerschweinchen-Häuschen, wie sie im Handel angeboten werden, eignen sich nicht für die Außenhaltung. Dies hängt damit zusammen, dass sie sich im Sommer stark aufheizen, was für die Meerschweinchen schnell sehr gefährlich werden kann. Im Winter wiederum ist es in diesen Häusern einfach zu kalt.
Was ist hinsichtlich des Geheges zu beachten?
Der Auslauf besteht natürlich nicht nur aus einer Schutzhütte, sondern auch aus einem möglichst großen Gehege, in dem sich die Tiere frei bewegen können.
Mindestmaß
Für zwei Tiere sollte die Voliere mindestens zwei, im Winter sogar vier Quadratmeter Grundfläche bieten. Es gilt jedoch: Je größer, desto besser, denn Meerschweinchen, die in freier Wildbahn leben, legen täglich mehrere Kilometer zurück.
Folgende Dinge sollten Sie beim Bau des Geheges beachten:
- Achten Sie auf ausreichend Schatten im Gehege. Die Tiere sollten selbst bei starker Sonne den ganzen Tag über ein schattiges Plätzchen (außerhalb der Schutzhütte!) haben. Die Installation eines festen Daches kann sich daher als praktisch erweisen. Alternativ können Sie auch ein Sonnensegel über das Gehege spannen, sodass die Tiere ganztägig im Schatten leben
- Wenn Sie das Gehege unter einem Baum errichten, damit dieser Schatten spendet, sollten Sie darauf achten, dass der Baum entweder ungefährlich für die Tiere ist oder dass keine giftigen Blätter in das Gehege fallen können
- Auch bei Regen oder Schnee sollten die Tiere mit trockenen Pfoten durch einen Teil ihres Geheges gelangen können. Um dies zu erreichen, kann eine feste Überdachung ebenfalls sinnvoll sein
- Teilen Sie das Gehege in verschiedene Bereiche ein: Schutzhütte, Futterplatz, Spielplatz, Versteckmöglichkeiten
- Ungiftige Äste, Zweige oder Sträucher können ebenfalls in das Gehege integriert werden. Die Meerschweinchen können sich hinter Sträuchern verstecken und auch daran herum nagen
- Pro Tier sollte eine Versteckmöglichkeit zur Verfügung stehen. Wie erwähnt, eignen sich klassische Meerschweinchen-Häuschen hierzu nicht. Verwenden Sie stattdessen lieber Weidenbrücken oder Korkhöhlen unter oder in denen sich die Tiere verkriechen können. Egal welchen Unterschlupf Sie verwenden, es sollte immer zwei Ein- bzw. Ausgänge geben
- Als Einstreu können Sie am besten Rindenmulch verwenden. Dieses ist für die Pfoten der Meerschweinchen besonders angenehm und es ist absolut ungefährlich. Die Schutzhütte statten Sie mit einer klassischen Einstreu wie beispielsweise Stroh aus
Welche Bepflanzung eignet sich für das Außengehege?
Damit sich die Meerschweinchen in ihrem Außengehege pudelwohl fühlen, können Sie verschiedene Pflanzen in das Gehege integrieren. Es ist jedoch wichtig, diese sorgfältig auszuwählen, denn es gibt Pflanzen, die für Meerschweinchen giftig sind. Knabbern die Tiere an solchen Pflanzen herum, kann dies tödlich enden.
Geeignete Pflanzen für das Meerschweinchen Gehege im Freien
Sie können unter anderem die folgenden Pflanzen verwenden:
- Apfelbaum
- Weiden
- Birnenbaum
- Tanne
- Haselnuss
- Pappel
- Heidelbeerstrauch
- Linde
- Johannisbeerstrauch
- Fichte
- Birke
- Erle
- Buche
Giftige Pflanzen, die Sie auf keinen Fall verwenden sollten
Folgende Pflanzen sind giftig und dürfen daher nicht für die Meerschweinchen genutzt werden. Beachten Sie, dass dies keine vollständige Liste ist.
- Berglorbeer
- Wolfsmilchgewächse
- Ginster
- Schneeglöckchen
- Blauregen
- Sauerklee
- Buchsbaum
- Rebendolde
- Efeu
- Maiglöckchen
- Eibe
- Hundspetersilie
- Eiche
- Gundermann
- Essigbaum
- Eisenhut
- Goldregen
- Buschwindröschen
- Hartriegel
- Kronwicken
- Heckenkirsche
- Bingelkraut
- Ilex
- Bilsenkraut
- Lonicera
- Bärlauch
- Kastanien
- Colchicum
- Kirschlorbeer
- Primeln
- Lebensbaum
- Osterglocken
- Liguster
- Narzissen
- Oleander
- Lupinen
- Schneebeere
- Kalla
- Seidelbast
- Lilien
- Sommerflieder
- Geranien
- Wacholder
- Anthurie
- Holunder
- Digitalis
- Thuja
- Fingerhut
- Agave
- Ficus
- Aloe
- Flieder
- Alpenveilchen
- Farn
- Amaryllis
- Eisenhut
- Aronstab
- Christrose
- Azalee
Was ist bezüglich der Fütterung bei ganzjähriger Außenhaltung zu beachten?
Im Grunde gilt dasselbe wie bei der Innenhaltung: Die Meerschweinchen sollten stets bedarfs- und artgerecht ernährt werden. Das bedeutet:
- Täglich müssen Sie den Meerschweinchen frisches, sauberes Heu anbieten
- Die Futtermenge pro Tier liegt bei 80 bis 100 Gramm Frischfutter täglich. Gibt es im Gehege Gras, können Sie die Futtermenge reduzieren, denn die Meerschweinchen werden das Gras fressen
- Trockenfutter benötigen die Meerschweinchen nicht
- Im Winter können Erbsenflocken, Sonnenblumenkerne oder Karottenchips angeboten werden, denn diese bieten den Tieren mehr Energie
- Es muss jederzeit ausreichend Wasser zur Verfügung stehen. Achten Sie vor allem im Winter darauf, dass das Wasser nicht gefriert. Am besten stellen Sie den Wassernapf in der Schutzhütte auf. Trinkflaschen eignen sich für den Winter nicht!
Sollte ich die Meerschweinchen im Winter rein holen?
Wie erwähnt, können Meerschweinchen unter normalen Bedingungen problemlos auch im Winter draußen gehalten werden. Sie sollten vor allem wegen der hohen Temperaturunterschiede auf keinen Fall im Winter in die Wohnung geholt werden, auch nicht für wenige Minuten. Andernfalls können die Tiere krank werden.
Ausnahmen gibt es jedoch bei alten oder kranken Tieren.
Sollte es notwendig werden, dass Sie die Meerschweinchen im Winter ins Haus holen, ist unbedingt Folgendes zu beachten:
- Gewöhnen Sie die Tiere langsam an die wärmeren Temperaturen, indem Sie sie in mehreren Schritten ins Haus holen
- Als erstes nehmen Sie das Meerschweinchen mit in den Keller
- Danach können Sie es im Flur oder in einem unbeheizten Wohnraum platzieren
- Erst im letzten Schritt sollte die Umsiedlung in ein beheiztes Zimmer erfolgen
- Setzen Sie das Meerschweinchen erst bei moderaten Temperaturen (siehe oben) wieder nach draußen
Ganzjährige Außenhaltung von Meerschweinchen – was Sie sonst noch beachten sollten
Damit sich Ihre Meerschweinchen das ganze Jahr über in ihrem Außengehege besonders wohlfühlen, sollten Sie zudem die folgenden Dinge beachten:
- Das Gehege sollte regelmäßig gereinigt werden, und zwar auch im Winter
- Nasse Stellen in der Einstreu müssen vor allem im Winter umgehend entfernt werden, damit sich die Meerschweinchen nicht erkälten. Auch eine gefährliche Schimmelbildung kann hierdurch verhindert werden
- Beobachten Sie die Meerschweinchen täglich, um sicherzustellen, dass sie sich bester Gesundheit erfreuen. Schließlich leiden Meerschweinchen, die permanent draußen gehalten werden, öfter unter Parasiten als die Schweinchen, die im Haus gehalten werden. Es empfiehlt sich, die Meerschweinchen wöchentlich zu wiegen und ihren Gesundheitszustand schriftlich festzuhalten. Auf diese Weise lassen sich schon kleine Veränderungen im Gesundheitszustand feststellen und sofort behandeln